Mittwoch, 12. Juni 2013

Deutsche Hunde im Exil, Schach für Geld, Debattieren und keine Geschichten über Bushfire

Hallo Freunde,

es ist jetzt doch schon wieder ne ganze Weile vergangen seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Sorry dafür, ich hatte hier einfach ein bisschen zu viel zu tun. Das lag wohl daran das ich die ganzen Ferien keine Hausaufgaben gemacht habe und jetzt einfach Unmengen aufholen muss. Das heißt ich habe in den letzten Tagen meisten bis nach Mitternacht noch Hausaufgaben gemacht. An dieser Stelle möchte Nescafe danken deren Instant Produkte dies ermöglicht haben.
Wo anfangen? Ich vermute mal am Anfang.  Der Schulbus setzt uns normalerweise am Flughafen in Johannesburg ab, von dort bin ich mit einem Bus nach Kapstadt gekommen. Der Bus ist zwar nahezu genauso teuer wie ein Flug, hat aber den entscheidenden Vorteil dass man Leute kennen lernt und mehr vom Land sieht. Ich saß neben José aus Zim der nicht nur professionell Kaffee macht, sondern im Rest seiner Zeit auch Skulpturen. Falls mal einer von euch in der südafrikanischen Botschaft in Berlin ist kann man da einen Baum von ihm sehen. Das einzige üble an Bus reisen ist das sie ohne Pause schlechte Filme bringen. Das heftigste war glaube ich, dass sie High-School Musical gebracht haben. Als dann alle froh waren, weil sie meinten dass es vorüber sei hat der Typ den Film einfach noch mal eingelegt. Diesmal aber die Mitsing Version. WER ERWARTET DEN VON LEUTEN DAS SIE MORGENS UM EINS HIGHSCHOOL MUSICAL MITSINGEN WOLLEN? Wie dem auch sei. In Cape Town habe ich mich dann mit D aus den Staaten getroffen. Eigentlich wollten wir denselben Bus nehmen, das wurde aber durch Busstreiks verhindert. Das ist übrigens ziemlich faszinierend. Die Streiks die ich sah hatten nichts von Demonstrationen oder Aufruhen. Leute singen und tanzen und haben Spaß. Das sah eigentlich mehr nach Party als nach Protest aus. Der einzige Punkt an dem man sehen konnte das doch ein bisschen mehr dahinter steckte, war wenn der Mob den noch mit Streikbrechern besetzen Büros nahekommt. Dann waren von einem Augenblick auf den anderen alle Schalter unbesetzt, wenn der Mob dann weiter war kamen die Leute wieder.
Wie dem auch sei. Cape Town ist ziemlich genial. Die Stadt ist genau zwischen Gebirge und Meer, was auch immer du tun willst, es ist nicht weiter als ne halbe Stunde entfernt. Wir waren die ersten Tage in einem Backpackers an der Longstreet, der Haupt Tourist-und Bar Meile. Kapstadt ist einfach unglaublich westlich. Volle Supermärkte, mehr Polizisten als Passanten, niederländische, französische, britische und deutsche Geschäfte und unglaubliche Massen an Touristen. Das Kombi Netz ist hervorragend, man wartet meistens keine 2min auf den nächsten. Der öffentliche Nahverkehr ist einfach wesentlich… sagen wir flexibler als in Europa. Durch die Stadt fahren Massen an hupenden Minibusen. Wenn man irgendwo hin will macht man das richtige Zeichen für den Ort, wenn der Bus in nächster Zeit in die Richtung geht hält er an. Die Zeichen sind in jeder Stadt anders, was äußerst verwirrend ist. Meine Zeit dort war einfach großartig. Ich habe am Strand gechillt, habe mich auf Militärgeländen verlaufen, bin auf Berge gelaufen, wurde von deutschen Schäferhunden gejagt (Sie sind auf jenem Militärgelände auf mich zu gerannt und sind sitzen geblieben nach dem ich sie auf Deutsch angeschrien habe) und habe Pinguine gesehen. Nachdem D weiter nach Port Elizabeth ist habe ich meinen Backpacker gewechselt. Den Rest der Zeit habe ich dann in Observatory, einem Studentenviertel verbracht. Kapstadt ist voll mit Bettlern und Obdachlosen, was mir am Anfang ziemlich auf den Geist ging. Wenn man aber am Anfang des Tages ein großes Brot kauft, viel Zeit hat und sein Frühstück/Mittag/Abendbrot teilen will kann man unglaublich viele interessanten Geschichten hören… von Joe der seit Jahren für Geld gegen Leute Schach spielt bis er genug hat um wieder die Stadt zu wechseln, von Marlanda der sich von Kongo bis nach Südafrika durchgekämpft hat und unglaublich vielen anderen. Nach knapp einer Woche in Kapstadt habe ich dann nen Minibus nach Port El und von dort einen Bus nach Durban genommen.
Ein kurzes Wort zu Backpackers… das Ganze ist aufgebaut wie eine sehr günstige Jugendherberge, nur mit einer Bar. Ich weiß nicht wer auf diese geniale Kombination gekommen ist, aber es hat alle anderen günstigen Unterkünfte lange verdrängt. Man muss nicht vorher buchen, was mich einige Male gerettet hat und es gibt immer unglaublich viele Leute zu treffen. In Durban war ich in einem ein bisschen zwielichtigen Teil der Stadt untergebracht. Zum Glück waren wir relativ viele, Rik aus den Niederlanden, Omri aus Israel, Krig aus Schottland, Tobias aus Deutschland und ich, so dass nachts rausgehen kein Problem war. Durban ist eine unglaubliche Stadt, sie hat den größten Hafen im Umkreis und die größte indische Population außerhalb Indiens. Dementsprechend vielfältig ist die Kultur, die meiste Zeit bin ich  durch die Märkte gelaufen…. einfach phänomenal. Man riecht typisches Zulu Peri-Peri und Früchte aus dem Landesinneren, dann läuft man an einer Passage vorbei in der gerade indische Gewürze entpackt wurden und der belebende Duft von Curry kommt einem entgegen. Wie dem auch sei, ich bin eines Morgens aufgewacht und habe festgestellt das ich genug Strand hatte… und am Abend war ich dann in den Drakensbergen… ich glaube das war die beste Zeit in den gesamten Ferien. Der Backpacker war eine alte Farm, jetzt im Hippie Stil ausgebaut. Es waren einfach immer coole Leute da, am ersten Tag war ich mit zwei Australiern im Nationalpark laufen, am Abend  haben wir mit Leuten aus Singapur, Lesotho, Irland, den Niederlanden, Griechenland, den Staaten und Südamerika Billiarde gespielt, gegrillt und gefeiert. Die beste Wanderung habe ich am zweiten Tag mit Markus aus Brasilien und Dung aus London gemacht. Es über Nacht geschneit, deswegen konnten wir nicht wirklich auf die Berge. Glücklicherweise waren wir ziemlich nah an dem „bloody badass waterfall“ wie sich Markus auszudrücken pflegte. Dieser Wasserfall, dessen Name mir leider entfallen ist, ist der höchste Wasserfall Afrikas und damit der zweit höchste der Welt. Leute das war unglaublich. Die Wanderung war meistens in einem Canyon, man konnte den Schnee in den Bergen riechen, trotzdem waren es so ungefähr 25 Grad, blauer Himmel und Sonnenschein. Die Berge sind unglaublich; uralt und zerklüftet. Aus Gründen die ich nicht ganz nachvollziehen kann (Geo abgewählt) gibt es Steine in allen vorstellbaren Farben… neben den gold-gelben die der Region den Namen Golden Gate gegeben haben auch grüne, rote, strahlend weiße, schwarze, blaue und, und, und. Und das Wasser…. Ich habe noch nie in meinem Leben Wasser gesehen das die Beschreibung kristallklar so sehr verdient hat, es war wahrscheinlich frisch geschmolzen, man konnte also ungelogen gute 2m durchsehen ohne wirklich einen Unterschied zu merken. Das Tal selber war eigentlich schon eine Sehenswürdigkeit, der Fluss in der Mitte, manchmal nah am Felsen, manchmal hatte man noch zwei bis drei Meter Platz zum Laufen. Von beiden Seiten fallen Wasserfälle in den Fluss. Wenn der Fluss zu nah kommt führt der Pfad manchmal ein paar Meter einfach gerade an der Wand hoch. Meistens gibt es an diesen Stellen einen Baum, so dass man am Wurzelnetz hochklettern kann. Wenn dem nicht so ist wurden manchmal Leitern angebracht. Wir haben leider kurz vor unserem Ziel den falschen Canyon genommen, so dass wir zwar einen unglaublichen Ausblick hatten, aber nicht an den Wasserfall selber gekommen sind. Am Ende kamen wir dann in ein altes Regenwasser Tal, völlig ausgewaschen mit immer steiler werdenden Wänden. In etwa drei Metern Höhe gab es einen Riss im Felsen an den man auch herankam wenn man schnell genug anrannte. Meine Compagnons wollten mir das nicht glauben und haben auch ein Bier dagegen gesetzt, woraufhin ich das natürlich auf die Probe stellen musste. Danke Mr. Riceman für die vielen Kletterstunden, das hat mir vor allem auf dem Rückweg dann doch das gesetzte Bier und wahrscheinlich auch das Leben gerettet. Ich bin also aus dem Canyon rausgekommen und wurde mit einem unglaublichen Blick belohnt. Das war trotzdem die Stelle an der wir umkehren mussten, die beiden anderen waren größer als ich und konnten nicht wirklich halt für den Aufstieg finden. Auch die beste Zeit geht irgendwann vorbei, ich habe mich also wieder auf den Weg zurück nach Durban gemacht. Markus musste wieder zurück, er arbeitet dort in einem Biolabor an einer Studie zu neuen wegen der Cholera Bekämpfung. Das sind die coolen Büros mit den Ganzkörperanzügen. Er versucht gerade dort drinnen einen Harlem Shake zu organisieren.
Von Durban ging es dann weiter nach New-Castle zu Siyabonga, einem Schulfreund von mir. Dort ist eigentlich nichts passiert, wir haben nur die paar Tage auf dem Sofa zugebracht, Computer gespielt, Fernsehen geguckt und gegessen. Vor allem gegessen. Freitag war witzig, der Sohn unseres Schulleiters war in der Stadt, also sind wir zusammen durch die Stadt gezogen.
Von Durban ging‘s weiter nach Johburg, was mir nach ner Weile ein bisschen langweilig wurde, weshalb ich nach Soweto gezogen bin. Dort bin ich den größten Teil des Tages einfach rumgelaufen, habe mit Leuten geredet und habe versucht so viel wie möglich vom Leben mit zu nehmen. Soweto ist einfach eine andere Welt als die doch relativ moderne Ostküste. Es mag an manchen Stellen wie eine normale Stadt aussehen, aber Leute treiben Kühe durch die Straßen (von Fußballplatz zu Fußballplatz) und halten Hühner (weswegen man im Backpackers immer alle Türen schließen musste), ignorieren einfach jede (Verkehrs-)Regel an die ich mich erinnern konnte und wahrscheinlich auch alle anderen. Am Abends saß ich dann meistens noch mit den Locals die im Backpackers arbeiten am Lagerfeuer und redete über Leben, Gott und Welt.
Hier bin ich schon fast am Ende, von Soweto habe ich einen Kombi zurück nach Mbabane genommen und bin den Rest des Weges gelaufen… und das waren auch schon wieder die Ferien. Einen ganzen Monat bin ich durch Südafrika gereist. Ich habe zumindest das Gefühl dass ich mich besser als vorher zu Recht finde, dass ich das Land besser einschätzen kann und dass ich mich selbst ein bisschen besser kenne. Ich habe unglaublich viel übersprungen, vergessen oder einfach nicht erzählt, dass wird alles nachgeholt wenn ich im August in Deutschland bin. Oder ihr müsst mich einfach so mal fragen.
Seit zwei Wochen bin ich jetzt wieder in der Schule, es fühlt sich schon wieder wie eine Ewigkeit an. Ich glaube das war das erste Mal in meinem Leben das ich wirklich die Schule und das Schulleben und nicht nur meine Freunde vermisste habe. Womit nicht sagen will dass ich letztere nicht vermisst habe… im Gegenteil.
Es ist gut wieder da zu sein, mit Torunn Kaffee zu trinken, mit Kaina zu kochen, mit Philipp Tischtennis zu spielen und mit Adam über alle und jeden zu lästern. Am Montag war die erste Testrunde für das Inter-House Debattierturnier. Unser Haus (Guedes) ist traditionell ziemlich schwach im Debattieren, ich hatte aber ein bisschen Glück, der letzte Redner von Henderson war nicht überragend und  ich habe deswegen als letzter Redner die Sache rumreißen können. Jetzt habe ich zumindest gute Hoffnung in der A Auswahl zu sein... da fühlt man sich alleine unter den Muttersprachlern. Gerade ist hier Wahlkampf für den Schülerrat, was hier ziemlich ernst genommen wird. Überall hängen Poster, es werden Reden gegeben und Podiumsdiskussionen gehalten. Der Schülerrat ist nicht nur wichtig weil er sich wirklich aktiv in die Verbesserung der Schule einbringt sondern auch weil es gerne bei Universitäten gesehen wird. Elf der letzten Zwölf Vorsitzenden wurden bei Harvard angenommen. Ich habe mich nicht aufstellen lassen… ich hatte in den letzten Jahren ne Überdosis. Jemand hat aber verlauten lassen das ich im Landesschülerrat war, was wesentlich schwieriger klingt als es ist, woraufhin ich die letzten Tage auch noch ne Menge Reden und schreiben durfte. Linda hat heute morgen einfach ne geniale Rede gehalten. Die Punshline: „Ich kann euch nicht versprechen das ihr kein chicken and rice mehr bekommt… aber ich verspreche euch besseren Reis.“
Letztes Wochenende war Bush-Fire das größte Festival in Swasiland, ich habe zusammen mit ein paar anderen Schülern dort gezeltet. Mehr erzähle ich jetzt nicht. Muss ja nicht jeder alles wissen.

Das wars dann auch schon wieder von mir, hier geht’s jetzt weiter mit Wirtschafts Aufsätzen. Euch allen eine wunderschöne Zeit zuhause. Mal ne Frage am Rande: Wer ist im August in Leipzig? Das wäre gut zu wissen.
Machts wunderbar

Samstag, 27. April 2013

Tutu Forum ohne Tutu, ueberlegene Deutsche Igenieurskunst ohne Designpreis und eine Rucksackluege

Hallo Freunde,

jetzt habe ich mich eine ganze Weile nicht mehr gemeldet, dass lag wohl daran das hier echt eine Menge los war. Sorry an alle denen ich nicht zurueck geschrieben habe, das wird alles nachgehohlt wenn ich aus den Ferien wieder da bin.
Es geht ziemlich auf Term Ende zu, dementsprechend viel war hier los.
Wo soll ich anfangen?
Wir waren auf einem Klettertrip in South Africa und es war einfach unglaublich genial. Das Tal ist U-foermig und der Pfad zu den Kletterstellen ziemlich hoch. Wenn man dann doch mal eine Wand bezwungen hat darf man einen unglaublichen Blick geniessen.
Wir sind also 4h bei 30Grad geklettert, dann kam es wie es kommen musste und es fing an zu Hageln und zu Gewittern.
Der Pfad ist ziemlich schmal, auf der einen Seite geht es runter, auf der anderen Seite gerade hoch. Wir, dass sind Sisko aus Swasiland, Phillip mein Co-Year aus Bayern (exotisch was?) und ich waren ein bisschen zurueckgegangen und deswegen nicht bei den anderen. Der einzige Unterschlupf war ein kleine Einbuchtung in vielleicht 2m Hoehe. Als wir dann dort angekommen waren stellten wir fest das es nicht all zu viel hilft, Wind sei Dank. Gluecklicherweise sind wir bevor wir voellig durchnaesst waren auf die Idee gekommen Jacken und T-Shirts aus zuziehen damit wir dann danach trockene Klamotten haben. Es war einfach ein ziemlich witziger Augenblick, im Hagel oben ohne auf einem Felsen zu stehen, zu diskutieren ob das Wasser naeher kommt und wenn wir zuerst essen werden falls wir hier bleiben muessen und Chaising the Sun zu singen.
Ich weiss, ihr bebt gerade alle vor Spannung ob ich ueberlebt habe oder nicht. Ich ueberlege ob ich die aufloesung im naechsten Blog geben sollte.
Ziemlich witzig war auch der Papierflieger Wettbewerb. Es ist genau das wonach es klingt. Einige Leute haben das hier ueberraschend ernst genommen und wirklich lange darueber nachgedacht und gebastelt und probiert. Es gab schliesslich Kuchen zu gewinnen. Zuckermangel bringt die Leute dazu alles zu machen.
Machen wir es kurz, das deutsche IB1 Team (Stella und ich) haben gewonnen. Mit einem nassen Papierball. Glaubt es oder nicht, man kann die Dinger unglaublich weit schmeissen wenn man sie im Wasser liegen laesst. Deutsche Ingenieurs Kunst.  Den einzigen Preis den wir nicht gewinnen konnten war Design. Warum? Man weiss es nicht.
Ich muss gestehen, das war ein bisschen dreist.... aber witzig.
Debatting wird besser, wir haben letztes mal ziemlich deutlich gewonnen, was aber vor allem an einem ziemlichen Patzer des dritten Redners lag. Wir haben ihn so lange mit Fragen bombardiert bis er sagte das Nord Korea seine Massenvernichtungswaffen gar nicht abfeuern kann, wenn wir bei Nacht angreifen. Nicht gut. Und unser naechster Sprecher war Vize-Weltmeister und hat das so unglaublich ausgeweidet. Das war dann noch schlechter.
Heute war UWC-Day und es war einfach unglaublich. Wir sind frueh aufgestanden und haben Kaesespaetzle fuer unseren Stand gemacht, ich und Julian haben ausserdem noch Bierball mit Alkoholfreiem gespielt.
So unglaublich viele Nationen, manche in Trachten, die meisten hinter Staenden mit Essen aus aller Welt. Ich bin so voll wie selten zu vor. Selten. Nicht nie. (Gruesse an Oma :D)
Es gab ein paar richtig gute Tanz performances, in der letzten haben sich die Tanzgruppen (verschiedene traditionelle Taenze, von Schottisch ueber Indisch bis zu Swasis, Tango, Stomp, Ballet, Hip-Hop und Conemprary dance) immer wieder abgewechselt, weg, zur Musik der anderen  oder miteinander getanzt.
Die meisten werden es schon gehoert haben, Desmond Tutu ist im Krankenhaus und konnte deshalb nicht kommen. Das Forum zu dem auch ich eingeladen war (ich habe keinen Plan warum) war trotzdem ganz gut, seinen Platz hat ein Freiheitskaempfer, Minister, UNESCO Mitarbeiter, Revolutionaer und was weiss ich noch alles aus Moz eingenommen.

Ja, jetzt sind bald Ferien. Tickets sind gebucht, Wanderschuhe geputzt und Rucksack gepackt*, morgen geht es zusammen mit Diana aus den Vereinigten Staaten nach Cape Town. Ich weiss noch nicht genau wie lange ich dort bleibe, dass haengt vor allem auch damit zusammen wie viel ich zu tun habe.
Danach gehts nach New-Castle zu Siyabonga, einem guten Freund von mir. Er hat es nicht leicht seine Kultur zu vertreten. Er ist Zulu, ich weiss nicht wer die Jungs noch aus Ur-alten Britischen Filmen und Romanen kennt.
Dort kommen sie immer mal vor weil die Briten ziemlich geschockt waren das die Jungs mit Speeren gegen Gewehrschuetzen gewinnen. Das Problem ist, dass Siya relativ klein ist. Zulu sind schwarze Spartaner, ein kleines Kind wird getoeten. Ich glaube es ist ziemlich schwer unter diesen Umstaenden die Bewahrung der Kultur zu fordern.
Ich bin ein bisschen froh das jetzt Ferien sind, aber ich glaube ich werde einige Sachen echt vermissen.
Kaffee mit Torunn und Kaina, debattieren mit Tatenda, kochen mit einfach allen, rassistische Witze erzaehlen ohne das es einem uebel genommen wird kurz, das Leben auf dem Campus.
Ich wuensche euch eine wunderbare Zeit.
Ich stehe immer noch unter dem Einfluss eines 10 Stunden Herr der Ringe Marathons, darum:


Es ist eine gefaehrliche Sache aus der Tuer zu gehen. Wenn man nicht auf seine Fuesse achtet kann man nicht wissen wohin sie einen tragen.


*Der Rucksack ist noch nicht gepackt. Ist aber als Stilmittel (klimaxartige Struktur ) trotzdem ganz schoen


Sonntag, 7. April 2013

Hallo Freunde

Hallo Freunde,

es ist wieder ne Weile her, dass ich mich das letzte mal gemeldet habe.
Das tut mir aber gerade nur bedingt Leid, ich habe einfach viel zu viel zu tun und zu erleben.
Wo fange ich an?
Ostern war einfach unglaublich genial, Joy aus den Niederlanden, Sofie aus Norwegen und ich haben uns ein Zelt geliehen und waren 4 Tage lang im Nationalpark Malalotja wandern. Es war so unglaublich wunderbar.
Am ersten Tag hatten wir mit ein paar Problemen zu kaempfen, wir hatten ziemlich grosse Rucksaecke und einen weiten, steilen Weg.
Das war aber nicht das Hauptproblem. Wir hatten uns ja ein Zelt geborgt... ein vier Mann Zelt wie wir meinten.
Afrikaanische vier Mann Zelte sind anders. Es war groesser als mein Raum in der Schule, hoch genug um aufrecht zu stehen (boese Zungen werden sagen das heisst bei mir nicht all zu viel) und dem entsprechend schwer.
Letztendlich haben wir aber doch unser Camp erreicht, das aus einem Flachenplatz im Wald und einem Fluss bestand.
Am naechsten Tag haben wir eine Tour ueber die Gebirgskaemme zu zwei unglaublichen Wasserfaellen gemacht. Wir wollten den Rueckweg durchs Tal nehmen, weil wir meinten das das eine Abkuerzung ist.
Jeder weiss glaube ich das jede gute (oder schlechte, je nach dem) Wandergeschichte mit dem Wort "Abkuerzung" beginnt.
Es kam wie es kommen musste, der Pfad der auf der Karte eingezeichnet war existierte im dichten Urwald nicht.
Am Anfang war es einfach unglaublich schoen, jede Pflanze, jedes Insekt so unglaublich neu und fremdartig, ein schwerer Duft, der jeder Beschreibung spottet und das staendige Rauschen des Flusses und Gesang der Voegel.
Es war so unglaublich wie es klingt, auch wenn es mir schwer faellt das in Worte zu kleiden.... zumindest in der ersten halben Stunde.
Dann stellt man fest das 90% aller Baeume und Ranken Stachel haben. Wenn nicht dann wahrscheinlich irgendwas schlimmeres.
Ich bin froh das ich mich an all die Schlangen und Bergloewen Ratschlaege erst spaeter erinnert habe.
Wir haben uns also 2h durch das Gehoelz geschlagen, manchmal mit, manchmal ohne Pfad, mit staendigen Wechseln der Flussseite.
Dann haben wir uns entschieden im Fluss zu laufen, was sich als deutlich leichter herausstellte.
Alle sind irgendwann reingefallen, gluecklicherweise nie der oder diejenige mit dem Rucksack.
Irgendwann haben wir es dann geschafft, natuerlich nicht ohne vorher in eine giftige Raupe zu fassen.
Am Abend gab es dann gutes Essen, besser als in der Schulcafeteria und Lagerfeuer.
Am naechsten morgen sind wir zu den so genannten Pot wholes gelaufen, ein Wasserfall im Fluss nach dem es ein grosses, rundes Loch gibt.
Unglaubliche Badestellen kann ich euch sagen.
Joy ist gestrauchelt, in den Wasserfall gefallen und 5m weiter unten im whole gelandet.
Ein Glueck ist nichts passiert, aber ich glaube der Adrenalinstoss sollte fuer mehrere Wochen reichen.
Sonntag sind wir dann frueg aufgestanden, um auf dem Berg den Sonnenaufgang zu sehen... und haben die einzigen wolkigen Stunden des Wochenendes erwischt. Ein bisschen aergerlich....
Joy ist einen Tag frueher nach Hause gefahren, ich und Sofie haben noch eine wunderbare Kamm-Tour unternommen.
Und die Fastenzeit war vorbei :D
Das heisst ich habe, sobald wir unten waren, ersteinmal unglaubliche Mengen an Speck, Schokolade, Nutella, Marshmallows und allen anderen Dingen, die ich nicht essen konnte verdrueckt.
Der letzte Tag war weniger witzig, wir durften wieder das Zelt tragen, nur das wir diesmal zu zweit waren, es heiss war und berg auf ging.
Ich bin fast gestorben.
Wenn die Norwegerin nach der Haelfte des Weges auch nicht mehr kann, weiss man das es wirklich hart ist und man nicht einfach nur untrainiert ist.
Letztendlich sind wir aber ziemlich stolz oben angekommen, unsere Mathelehrerin hat uns abgehohlt und zurueck zur Schule gebracht.
Sonst war wohl noch ziemlich viel los, aber recht wenig ueber das es sich zu schreiben lohnt.
Gestern Vormittag war ich mit "30 seconds of change" in Mpaka, einem Fluechtlingslager 2 Stunden entfernt von hier.
Waehrend die meisten Leute mit Kindern spielten und die Grundschule malten durften ich und noch 2 andere Mitschueler zusammen mit Eric aus Ruanda, Ryan aus Amerika (nein, er ist kein Fluechtling) und Munda, der irgendwie ein bisschen ueberall her zu kommen scheint, Regenabfluesse schaufeln.
Es dauerte ein bisschen bis die Gespraeche anliefen, aber dann war es echt witzig.
Amerikanische Aussenpolitik, rassistische Witze, meistens gegen Deutsche oder Weisse im allgemeinen, die einfach niemand niemandem uebel nimmt und philosophieren ueber den Begriff Nigger.
Viele schwarze nennen sich gegenseitig Nigger.
Als Weisser darf man das aber nicht, es sei den man geheohrt wirklich zur Gruppe.
In dem Fall wird man dann selber Nigger genannte, was ich aeussert verwirrend finde.
Da bin ich aber nicht der einzige, einige Schwarze finden das auch recht seltsam.
So kommen Aussrufe wie "Don't call this Nigga, Nigga" zustande.
Wenigstens fuehlt man sich integriert.
Es ist schoen wenn einfach niemand mehr wirklich darueber nachdenkt welches Wort jetzt politisch korrekt fuer welche Gruppe ist.
Es nimmt einem keiner uebel.
Ich weiss das es glaube ich nicht gehobener Stil ist im Deutschen Schwarzer zu schreiben, aber irgendwie ist es voellig normal die Leute black zu nennen, warum also einen Unterschied machen.
ja

Das war's dann auch schon wieder von mir.
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie wie immer behalten.
Hebt sie gut auf, sie sind wiederverwendbar.

Dienstag, 12. März 2013

Koenig, Fussball und sonst so


Hallo Freunde,

ich wurde darauf aufmerksam gemacht das seit meinem letzten Eintrag wieder einige Zeit vergangen ist.
Ist mir garnicht aufgefallen.
Wirklich nicht.
Hier war wieder ein bisschen was los.
Der Koenig war zu besuch und ich hatte endlich mal die Chance seine letztjaehrigen Geburtstagsgeschenke zu sehen.
9 BMW's mit goldenen Nummernschildern.
Man kann sich darueber streiten, ob das wirklich noetig ist.
Sollte man aber nicht, habe ich mir sagen lassen. Es gibt hier hauptsaechlich zwei Gruppen von Swasis.
Die meisten der konservativen stehen voll hinter ihrem Koenig, sind stolz auf ihn und wollen nicht ueber andere Regierungssysteme nachdenken.
Wenn eine gute Entscheidung getroffen wurde, kommt sie vom Koenig, wenn nicht dann war das der Premierminister und der Koenig wusste nichts davon.
Ein einfaches Weltbild gibt dem Tag Struktur.
Die zweite Gruppe lebt meistens nicht all zu lange hier... die Haltung zum Koenig ist hier deutlich kritischer.
Aber trotzdem wird selten einfach so Kritik geaeussert.
Wenn man ueber den Koenig diskutiert, sagen einem viele das man das bitte nicht laut tun soll.

Aber zurueck zum Anfang.
Am Donnerstag begannen die sichtbaren Vorbereitungen, die Sporthalle wurde mit weissen Tuechern verhangen, Tische wurden getragen und vor allem 3 grosse Zelte auf der vorderen Haelfte des Sportfelds gebaut. Letzteres war echt hinderlich. Wir, dass heisst Nick(USA), Sofie (Norwegen), Muza (Sim), Adam (Uganda), Ridwaan (indischer Swasi), Ben (britischer Swasi) und ich, hatten Com-serv und versuchten gerade geistig behinderte Kinder zum Sportunterricht zu begeistern.
Man kann glaube ich nachvollziehen, dass riesige Zelte deutlich interessanter sind.
So langsam werden wir aber besser und besser, meistens machen alle was wir wollen.
Ich moechte jetzt ungern verallgemeinern, aber ich habe das Gefuehl das bei den meisten swasi Kindern der Trick darin besteht einen Fussball ins Spiel zu bringen.
Niemand will die 30m renne?
Lege ans Ende einen Fussball und die Sache ist geritzt.
Niemand will werfen?
Tausche den leichten Ball gegen nen Fussball und sag es ist ein Einwurf.
Es funktioniert hervorragend.
Am Abend war dann noch ein heftiges Gewitter. So heftig das auf dem ganzen Camp die Sirenen los gingen, die einem sagen sollen das man bleiben soll wo man ist.

Aaaaaber zurueck zum Koenig.
Wir versammeln uns also alle am Freitag auf dem Sportfeld, ich laube es war um 10.
Die Maedchen mussen lange Roecke tragen und duerfen keine Ausschnitte haben, die Jungs lange Hosen.
Alles andere ist anstoessig.
Das erschien mir am Anfang irgendwie logisch.  
Dann stellte ich fest das es eine Ausnahme gibt, naemlich wenn man Swasi ist.
Dann ist es ok, wenn man in seiner traditionellen Tracht und damit halbnackt rum laeuft. 
Kurze Hosen bei Jungs sind nicht ok, kurze Roecke aber schon.
Auschnitte sind anstoessig, kein Oberteil aber nicht.
Logik komm raus.
Naja
Das ist nicht logisch, dass ist Tradition.
Wir sitzen also da und warten auf den Koenig, die meisten von uns in der Sonne.
Auf dem Campus sind schon viele wichtige Leute und noch mehr Scharfschuetzen.
Dann teilt uns ein Swasi mit, dass der Koenig zwar gesagt hat, dass er halb elf kommt, aber das es doch logisch sei das er nach der legendaeren Swasi-time kommt.
Swasi-time
Welch eine grossartige Erfindung. 
Ich glaube die Uebersetzung, die dem Sinn des Wortes noch am naechsten kommt ist "unpuenktlich".
Dadurch das man es aber nicht "zu spaet" nennt sondern "Swasi-time" wird es gesellschaftlich akzeptabel.
Es mag zwar seltsam klingen, aber es macht das Leben einfach deutlich entspannter, wenn es einfach kein Problem ist 5-10 min zu spaet zu kommen.
Meistens kommen beide einfach deutlich zu spaet, dann muss niemand warten. Diese Regelung liegt mir irgendwie.
Das ist wie gesagt fuer alle entspannter... ausser fuer Philipp, mein Co-year aus Bayern der das absolut nicht ab kann.
Was er nicht sagt... aber er schaut dann aller 2min auf seine Uhr.
 10-20 min machen das Leben deutlich entspannter.
Da der Koenig aber der Koenig ist, und damit so Swasi wie moeglich sein soll, kann es sich bei ihm auch mal um 2-5 Stunden handeln.
In langen Hosen... in der Sonne... als Europaer.
Nicht lustig.
Es war dann doch nicht ganz so lange, der Koenig ist quasi direkt an mir vorbei gelaufen, setzte sich auf den riesigen Stuhl und hoehrte sich erstmal ne Menge Reden an.
Dann gab es traditionelle Swasi-Taenze, was nicht nur unglaublich interessant ist, sondern auch immer ein bisschen verwirrung hervorruft, weil in der ersten Reihe Joy mit langen unglaublich blonden Haaren tanzt.
Das sieht echt eigen aus.
Eine Hand voll Leute haben eine Stomp-Performance und eine Marimba-Band organisiert.
Das war beides total genial.
Erwartet nicht das ich erklaere was eine Marimba ist.
Das koennt ihr selber googeln.
Und dann kam... ich glaube es war inzwischen etwa 3, der Moment auf den alle gewartet haben.
Die Rede des Koenigs.
Und er redet und er redet und er redet ABER ER SAGT NICHTS.
Wirklich ein Phaenomen.
Er redete ueber die Gruendung der Schule und das sein Vater hier war und so weiter, aber das sind halt alles Dinge die jeder auf der Veranstaltung weiss.
Echt schade.
Aber das ist wohl bei politschen Veranstaltungen in Deutschland genauso.
Dafuer soll die Fragerunde echt gut gewesen sein, es wurden natuerlich nicht all zu kritische Frage ausgesucht, aber trotzdem ist es nicht normal das ein Staatsoberhaupt an Schulen geht und Fragen beantwortet. 
Witztiger Fakt am Rande.
Der Koenig hat Herolde.
In jedem groesseren Dorf/Stadt.
Bei der Veranstaltung hatte er glaube ich 4 mit, die die meiste Zeit des Tages damit verbrachten den Koenig zu loben.
Ich verstehe leider kein Siswati, aber es sind genug Leute da die uebersetzen koennen.
Echt witzig wie sie versuchen den Koenig immer kreativer zu loben.
Ja.... das war es dann auch schon im grossen und ganzen, der Koenig ist dann mit all den Gaesten doch relativ schnell wieder verschwunden und wir hatten schulfrei.
Auch mal wieder schoen.
Die Schule legt doch ziemlich zu, ich habe diese Woche noch 3 Essays abzugeben und zwei Tests zu schreiben.
Ich glaube wir sollen uns einfach schnell an das Arbeitsniveau gewoehnen.
Kann man gut finden, muss man aber nicht.
Gestern war noch Debatting und wir haben danke besserer Teamarbeit deutlich gewonnen.
Der Satz der zur Diskussion stand war, grob uebersetzt "Sollten Gefangene die ihr ganzes Leben im Gefaengnis verbringen muessen die Wahl zwischen Gefaengnis und Todesstrafe haben?"
Wir waren die Regierung, dass heisst wir wollten ihnen die Wahl lassen.
Das war dann doch einfacher als gedacht, Populismus und Menschenrechte sei Dank.
Menschenrechte sind hier auch so ein Streitpunkt.
Es sind halt doch deutlich westliche Werte.
Das heisst immer wenn wir Dinge wie Sozialstaat oder Fluechtlingspolitik oder halt die Menschenrechte selber diskutieren, sagen einem viele Afrikaner das sie damitnichts am Hut haben wollen, da das ja nicht ihre Erfindung sei.
Wir denken schon ueber T-shirts mit dem Aufdruck "It's not western, it' logic" nachgedacht.
Waere auf jeden Fall witzig.
Ich bin mir ziemlich sicher das es noch einiges zu erzaehlen gaebe, aber mir fehlt einfach die Zeit.
Ihr muesst wohl oder uebel einfach Fragen.

Montag, 4. März 2013

Ein interessanter Titel lässt den Blog lesenswerter erscheinen


Hallo Freunde,
 es ist wieder ein bisschen Zeit vergangen seit ich mich das letzte mal gemeldet habe.
Das lag wohl daran das hier einiges los war. Die Schule zieht immer mehr an, ich habe die Hausaufgaben ein bisschen schleifen lassen und habe dementsprechend einiges auf zu hohlen.
 Gestern war ich und eine Hand voll Leute auf einer unglaublich schönen Wanderung. Swasiland ist wunderbar bergig, wenn man so gut auf dem Campus beschäftigt ist, vergisst man schnell wie atemberaubend die Landschaft hier ist. Wir waren glaube ich ein bisschen mehr als 10 Schüler, auffallend viele aus Europa. Die meisten Afrikaner mit denen ich geredet habe können die Faszination hinter Wandern nicht ganz nach vollziehen. Wenn man in einem Land lebt, in dem einige Leute laufen müssen, ist das wohl auch nachvollziehbar.  Wir sind also 5 Stunden lang über einen Bergkamm gelaufen, auf Felsen rum geklettert und haben versucht Wege zu finden. Es gab natürlich keinen wirklichen Wanderweg, aber zumindest immer mal ein paar Kuhpfade.
Es ist so genial einfach auf einem Berggipfel zu stehen, weit und breit keine Menschen außer uns zu sehen und sich des Lebens zu freuen.
Nachdem wir doch noch einen Weg vom Kamm ins Tal gefunden haben und auf einer ziemlich wackligen Brücke den Fluss überquert haben, sind wir noch ein bisschen den flussaufwärts gelaufen, bis zu einer Stelle an der der Fluss über einen riesigen Felsen spült.
Ahhh, ich kann euch sagen es ist einfach genial, in den ausgewaschenen Felslöchern zu baden, sich ein bisschen treiben zu lassen, in Stromschnellen zu legen und allgemein den Staub der Wanderung abzuspülen.
Ich habe mich einfach so an das Land und die Leute gewöhnt, dass mich dann einfach der Gedanke überrascht hat, dass ich gerade in Afrika mit einem Niederländer, einem Dänen, zwei Norwegerinnen, einer US-Amerikanerin und vielen anderen Menschen aus der ganzen Welt auf einem warmen Stein in der Sonne liege und versuche nicht an die Hausaufgaben zu Hause zu denken.
Damit hätte ich vor ein paar Jahren noch nicht gerechnet.
Wirklich nicht.
 Am Samstag gab es eine Karaoke-Nacht, was auch ziemlich genial war.
Die einzelnen Korridore/ Blocks mussten zwei Songs vortragen, die Gewinner sollten einen riesigen Essenskorb bekommen.
Über den letzten Monat ist es uns gelungen den Block-C als Marke zu etablieren. Nicht weil (oder nicht nur weil) wir einfach besser sind als alle anderen, wir machen einfach nur darauf Aufmerksam wenn jemand aus unserem Block etwas gewinnt. Dann setzt immer großes „C-C-C-C“ Gebrüll ein. Da wir ein reiner Jungen Block sind, viele sportliche Leute und vor allem ein großes Stimmvolumen haben, wird das dann von allen gehört.
Unser Auftritt war einfach legendär. Ein ziemlich guter Rap unseres US-Amerikaners Nick (als einer von zwei wirklich weißen im Block) und ein Sprung in die Menge von Luzie und ein vielleicht musikalisch nicht sonderlich hochwertiger, dafür ungleich enthusiastischer Gesang sollte aus dem Sieg eigentlich ne sichere Sache machen.
Es kam also zum Ende, die Namen werden von unten nach oben vorgelesen, wir sind nicht auf  Platz 12, nicht auf Platz 11, .................. nicht auf Platz 3, nicht auf Platz 2 ….................................... und nicht auf Platz 1.
Irgendwo gab es bei den Richtern einen Fehler, ein paar Teams tauchten nicht auf der Liste auf.
Wir sind uns ziemlich sicher das alle im Raum tief in ihren Herzen wussten, dass wir die Sieger des Abends waren.
Bringt uns aber nicht viel, wir haben das ja nicht gemacht um zu gewinnen sondern um Essen für eine Woche zu kriegen.
Ziemlich frustrierend.
Aber wie das so ist, wenn dann am Abend im Block viele aufgeregte Menschen zusammen sitzen, steigerte man sich immer weiter in die Planungen fürs nächste mal rein.
Das ging ne halbe Ewigkeit so, ich glaube Siyabonga und Nick meinen es Ernst mit den Feuereffekten.
Das wird glaube ich echt unterhaltsam.
 Sonst habe ich nicht viel zu sagen, das verlängerte Wochenende war ziemlich entspannt, ich habe die Bibliothek geplündert und bin jetzt zur Hälfte durch meine Literaturliste.
Ich versuche den katholischen Priester zu überzeugen, Ökumenische Gottesdienste an stelle von Katholischen auf dem Campus zu halten.
Es ist eigentlich ziemlich sinnlos, es gibt glaube ich etwa 20 Katholiken auf dem Campus und wesentlich mehr Leute aus anderen Kirchen.
Die fahren aber jeden Sonntag, bzw. Samstag für die Adventisten, in die Stadt zu den Gottesdiensten dort.
Es wäre nicht nur interessanter, sondern auch einfacher für alle beteiligten wenn man das einfach zusammenlegen könnte.
Da die Messe meistens am Samstag Abend ist, hätten auch die Adventisten kein Problem damit.
Jetzt ist nur noch nicht klar ob der katholische Priester das wirklich will und wie so ein Gottesdienst dann aussieht.
Wir haben Anhänger von so vielen verschiedenen Kirchen auf dem Campus, dass eine Messe die allen passt garantiert nicht einfach ist.
Ich bin bisher immer mit bei den Katholiken gewesen, dass kommt dem Gottesdienst zuhause noch am nächsten.
 Ich glaube Ende der Woche kommt der König die Schule besuchen. Das wird auch noch mal interessant. Die Schulleitung hatte dem zuständigen Beamten mitgeteilt das bis zu 300 Gäste auf dem Campus möglich sind.
Als Antwort kam der Hinweis das überall wo der König willkommen ist, auch sein Hof (ein bisschen weniger als 1000 Leute) und jeder von seinem Volk der kommen will, willkommen ist.
Da wirds eng.
Meine Geschichtslehrerin versucht uns immer und immer wieder zu Diskussionen über verschiedene Ideale eines Staates zu bewegen.
Meistens stellt sie eine UNGLAUBLICH provokante These auf, dann ist erst mal kurz Ruhe weil alle geschockt sind, und dann wird die ganze Stunde wild durcheinander diskutiert.
Am Anfang dachte ich, sie meint ihre Thesen ernst, langsam bin ich mir aber nicht mehr sicher.
Die beiden Top Beispiele:
„Um einen wirklichen Wandel hervorzurufen, muss man halt den Tod von Tausenden bis Millionen in Kauf nehmen. Einen anderen Weg der effektiven Konfliktlösung gibt es nicht.“
 Ein Glück das ich aus Leipzig bin und weiß das es anders geht.
 Die zweite These war nochmal wesentlich härter.
 „Ich halte Medikamente, die bei der Geburt eine Ansteckung des Kindes mit HIV verhindern für falsch. Die Eltern sterben nach ein paar Jahren, niemand ist da um sich um die Kinder zu kümmern.
Wenn die Kinder auch einfach sterben würden, könnten wir uns auf die Ausbildung des Rests konzentrieren und so unser Land nachhaltig voran bringen.“
Die war einfach nur heftig.
Aber so lernen  alle, wie man eine Diskussion an menschlichen Idealen orientiert und wie man solche, nur auf den ersten Blick logischen, Argumente entkräften oder umgehen kann.
 Das wars dann schon wieder, ich habe jetzt noch 10min um einen Geschichtsvortrag zu schreiben
Klingt möglich.
 Wenn ihr noch was wissen wollt, müsst ihr wohl oder übel Fragen.
Es ist immer schön wenn man erfährt was zuhause los ist.
 Beste Grüße aus dem wunderbaren Swasiland
   

Donnerstag, 14. Februar 2013

Gottesdienste

Gottesdienste hier sind völlig anders als in Deutschland.
Hier in Swasiland gibt es wirklich Unmengen an unterschiedlichsten Kirchen. Viele, viele Schüler hier sind recht streng gläubig, das aber natürlich in unterschiedlichsten Ausprägungen.
Man hat auf der einen Seite ein paar Leute die einfach nach den Regeln ihrer Kirche leben, auf der anderen Seite aber auch einen US-Amerikaner der sagt das man die Bibel nicht in Frage stellen darf, weil sie das Wort Gottes ist. Fragwürdig, aber alle sind an Diskussionen interessiert, was die Sache wiederum interessant macht.

Gottesdienste sind so verschieden wie die Kirchen. Ich habe bisher zwei erleben dürfen, einen unten in der Stadt, vor allem Besserverdiener, neues Haus, Kuchen für alle.
Das war auf den ersten Blick ziemlich der Klischeehafte afrikanische Gottesdienst, viel sehr emotionaler Gesang, Heilungen im Gottesdienst, das volle Programm.
Und dann eine Predigt die so unglaublich konservativ war.
Wenn ein Pfarrer in Deutschland predigen würde das man kein Mitglied anderer Kirchen oder einen Ungläubigen  heiraten darf, hätten viele ein Problem damit, wenn er dann noch sagen würde das Regierungen und Autoritäten von Gott gesendet sind würde er langsam Probleme bekommen.
Das hat Kirche in Deutschland zweimal recht intensiv gepredigt....
Aber da sind wir wohl einfach historisch geprägt.

Der zweite Gottesdienst war eine katholische Predigt auf dem Campus. Thema der Predigt war das Fasten, Hauptaussage war das Katholiken doch nur an zwei Tagen im Jahr fasten müssen, dass das doch echt möglich ist, dass er muslimische Kinder kennt die den Ramadan durchhalten, dass das doch viel härter ist.
Nicken im Publikum, zustimmendes Gemurmel als er sagte das das eigentlich nichts sei, viele gehen nach der Predigt vor und loben den Priester.

10 min später stehe ich beim Abendbrot und sehe die Leute mit vollen Tellern nach ner zweiten Portion Kuchen fragen.
Es ist doch nicht alles anders.

Hallo und Liebe Grüße aus dem Süden,

mein zweiter Blogeintrag innerhalb eines Monats. So viel Regelmäßigkeit hätte ich mir gar nicht zugetraut.
Ich bin jetzt schon fast nen Monat  hier. Kaum zu fassen.
So langsam aber sicher stellt sich eine gewisse Regelmäßigkeit ein, ich weiß wo ich meine Räume finde, erinnere mich an immer mehr Namen und verstehe die meisten Leute. Der Unterricht zieht echt heftig an. Ich war ein paar Tage krank und habe dem entsprechend ein bisschen Stoff nachzuholen, was die ganze Sache nicht gerade einfacher macht.
Das Problem ist nicht der Stoff an sich, Geschichte und Economics hat man alles irgendwann schon mal gehört, ESS ist eigentlich ganz einfach, Mathe zwar ewig her, aber immer noch irgendwie da und in Englisch und Deutsch haben wir noch nicht richtig los gemacht, aber dafür haben wir Unmengen an Hausaufgaben. Essays schreiben, Texte lesen und Aufgaben lösen. Alles nicht schwer, aber die Masse macht es auch hier. Jeden Tag sind 2h fest für Hausaufgaben eingeplant, meistens sind es mehr.
Die verbleibende Zeit  wird aber gut genutzt, mit Diskussionen über einfach alles, Kaffee und Tischtennis. Diskussionen sind super. Auf der einen Seite hat man einfach einen Meinungsaustausch, der aber wesentlich vielfältiger ist als gewohnt.  Shakes, mein Nachbar ist ziemlich stolz ein Swasi zu sein und verteidigt deswegen auch gerne mal Monarchie und Mitgift. Nick, der das Zimmer über mir hat lässt bei jeder Gelegenheit einfließen das die Bibel das Wort Gottes ist und deswegen nicht infrage zu stellen ist. Vorstellungen die mir alle nicht so sonderlich gefallen, aber es ist einfach total interessant mit Leuten darüber zu diskutieren. Auf der anderen Seite hat man dann die professionellen Leute aus dem Debattierklub. Klingt erst mal nach nicht viel, aber  die Leute scheinen unglaublich gut zu sein. Nahezu die gesamte Jugendnationalmannschaft Swasilands kommt aus Waterford. Auch das klingt nach nicht viel, wird aber ziemlich beeindruckend wenn man hört das diese letzte Woche zweiter bei der Weltmeisterschaft geworden ist.
Ich möchte jetzt nichts Falsches behaupten, aber ich habe mir sagen lassen das es die erste mehrheitlich schwarze Mannschaft ist die sich für die Finalrunden qualifiziert hat. Man merkt aber deutlich, dass hier eigentlich nur Muttersprachler agieren. Trotzdem ist es ziemlich unterhaltsam, auch wenn man einfach keine Chance hat. Wer glaubt schon jemandem mit Akzent?
So langsam komme ich auch in das CAS System rein. Ich habe mit Model UN, debattieren, public speaking und leadership development forum viel zu viele creativity Stunden. Als Service machen ich und ein paar andere Sport mit Kindern aus der Behindertenschule in der Stadt. Einige von den Projekten sind echt heikel. Gerade solche Projekten wie Tom’s shoes sind einfach heftig. Das Konzept ist folgendes: Für jedes in den USA gekaufte Paar Schuhe wird hier und in vielen anderen Ländern armen Kindern ein paar Schuhe geschenkt, da sie ja wachsen kriegen sie aller halbe Jahre ein neues. Die meisten dieser Projekte sind natürlich von Weißen organisiert und ausgeführt. Es ist so bitter. Wo ist da bitte ein Ansatz von Nachhaltigkeit? Es ist wunderbar wenn wir etwas von unserem Reichtum abgeben, aber doch bitte nicht so. Wie soll sich den in einem Land eine Wirtschaft entwickeln, wenn wir ihnen alles schenken. Eine ähnliches Prinzip hatte die Farm auf der ich gearbeitet habe. Natürlich kann der studierte Landwirt aus Kanada mit riesigen Geldreserven effizienter produzieren als ein Swasibauer. Er verschenkt dann das Essen und der Bauer von hier wird sein Zeug auf dem Markt nicht los. Heftig sinnlos.
Sportstunden sind so eine Sache. Weder Tischtennis noch der Weg zur Schule zählen. Dabei geht es bei letzterem bergauf. Das heißt ich gehe jetzt Outdoor Klettern. Awesome. Wirklich, einfach genial. Man läuft einfach den Berg hinter der Schule hoch und hat glaube ich 3 verschiedene Ruten, wunderbare Natur und einen genialen Ausblick auf die Stadt, die Berge und den Campus.

Was ist noch zu sagen?
Wetter. Ich kann mir nicht  vorstellen wie hier ein Wetterbericht funktionieren soll. Es gibt 4 Wetterlagen, meistens innerhalb weniger Stunden. Das hat den großen Vorteil das man sich wirklich bei jeder Wetterlage beschweren kann (zu heiß, zu nass, zu nebelig, zu gefährlich) und seine Meinung dann beim nächsten Wetterwechsel ändern kann (so schlimm wie es  jetzt ist,  war es dann doch nicht).
Tiere sind eine tolle Sache. Ich kenne einfach nichts, man fühlt sich irgendwie wie ein kleines Kind das von jedem Schmetterling begeistert ist. Es gibt 3 Arten von Schlangen auf dem Campus, eine giftige, eine unangenehme und eine ungefährliche. Ich habe keine Ahnung welche welche ist, aber ich habe zumindest schon das Ende einer Schlange beim Sportplatz gesehen.
Ich mach jetzt auch schon wieder los, wir Deutschen müssen unsere Literaturliste schreiben. Derzeit sieht es nach ziemlich viel 20. Jahrhundert aus, vor allem Brecht, Frisch, Tucholsky, Dürrenmatt und Zweig. Das könnte also durchaus ein angenehmes Fach werden. Die meisten Bücher gibt es auch in unserer Schulbibliothek, fragt mich nicht warum es hier so viele Deutsche Bücher gibt, es ist einfach so. Das ist aber recht angenehm wenn man der einzige mit Freiblock und ohne was zu tun ist. Wer auch immer es tatsächlich bis hierhin geschafft hat, erzählt mal was zuhause los ist. Facebook, Email was auch immer. Immer wenn ich frage sagen alle nur „ ach nichts, aber erzähl du mal“.
Daran muss sich was ändern, ich weiß ja schon was hier los ist, das ist also recht uninteressant.